Memo an uns selbst: Warum große Header-Bilder auf Websites keine gute Idee sind

Große Bilder, große Wirkung? Nicht immer.

Lange galten sie als gestalterischer Standard: große, auffällige Bilder am Anfang einer Website – sogenannte Hero-Images. Sie sollen visuell beeindrucken, Markenwerte transportieren, Atmosphäre schaffen. In der Theorie eine schöne Idee.

Aber in der Praxis merken wir immer wieder: So ein Riesenbild ganz oben bringt meist mehr Probleme als Vorteile. Besonders auf mobilen Geräten oder bei langsamen Verbindungen entpuppt sich das Hero-Image schnell als Bremsklotz. Und auch inhaltlich bleibt oft nicht viel übrig – außer einem schönen, aber letztlich bedeutungslosen Platzhalter.

Ein Plädoyer – auch an uns selbst –, dieses gestalterische Relikt zu überdenken.

Performance-Killer: Große Bilder bremsen die Seite

Der wohl häufigste Kritikpunkt: große Bilder wirken sich negativ auf die Ladezeit aus. Selbst bei sorgfältiger Komprimierung bleibt ein vollformatiges Bild eine Last – besonders, wenn es in hoher Auflösung für Retina-Displays oder große Monitore ausgeliefert wird. Nicht selten schlägt allein das Hero-Image mit mehreren hundert Kilobyte oder sogar Megabyte zu Buche.

Und Ladezeit ist heute mehr als nur eine Komfortfrage. Sie beeinflusst ganz direkt das Ranking bei Google. Eine langsame Seite wird abgestraft – und das unabhängig davon, wie schön sie aussieht. Die Konkurrenz ist oft nur einen Klick entfernt.

Gerade bei mobilen Nutzer:innen kann sich das rächen. Wer auf einer instabilen Verbindung unterwegs ist, wartet ungeduldig – oder klickt einfach weg, bevor überhaupt etwas sichtbar ist.

Mobile: Viel Bild, wenig Inhalt

Was auf einem großen Bildschirm noch wirken kann, nimmt auf dem Smartphone oft den gesamten sichtbaren Bereich ein – ohne jede Information. Der eigentliche Inhalt der Seite rutscht komplett „below the fold“, also unter die sichtbare Fläche. Nutzer:innen sehen beim Öffnen der Seite zunächst nur ein Bild, das weder Orientierung bietet noch Mehrwert liefert.

Besonders problematisch wird das auf Seiten, bei denen es um schnelle Entscheidungen geht: Landingpages, Dienstleistungsangebote oder Shopseiten. Hier zählt jede Sekunde – und vor allem: jede Zeile, die sichtbar ist. Ein großes Header-Bild verschenkt diesen Raum, statt ihn sinnvoll zu nutzen.

Wir sollten uns also fragen: Was sieht jemand als erstes, wenn er oder sie unsere Seite öffnet – und ist das wirklich die wichtigste Information?

Keine Aussage, kein Mehrwert

Natürlich kann ein Bild Emotionen transportieren oder eine bestimmte Stimmung erzeugen. Aber: Wenn das Bild keinen konkreten Bezug zum Inhalt hat, ist es oft einfach nur hübsch – und damit inhaltlich wertlos.

Ein Bergpanorama für eine Agenturwebsite? Eine Person am Schreibtisch für ein Coaching-Angebot? Das alles sind Bilder, die man schon tausendfach gesehen hat – und die selten wirklich etwas über das Unternehmen oder die Dienstleistung aussagen.

Gerade auf der Startseite sollte man lieber direkt zur Sache kommen: Wer bist du? Was bietest du an? Was ist der nächste Schritt? Diese Fragen sollten sich nicht erst nach dem Scrollen beantworten.

Gestalterische Bequemlichkeit

Ein großes Bild füllt schnell und unkompliziert Fläche. Es sieht nach „etwas“ aus, braucht aber wenig Konzept. Und genau das ist die Gefahr: Statt Inhalte sorgfältig zu strukturieren und mit klarem Fokus zu gestalten, versteckt man sich hinter dem visuell Beeindruckenden.

Das klingt vielleicht hart – aber wir merken es auch an unseren eigenen Projekten. Manchmal ist das Hero-Image einfach die schnelle Lösung, wenn noch kein Text steht oder die Struktur unklar ist. Doch wirklich gute Gestaltung braucht mehr: mutige Entscheidungen, klare Hierarchien und den Mut zur Reduktion.

Barrierefreiheit und Lesbarkeit

Bilder sind visuell – das bedeutet, sie sind für viele Nutzer:innen nicht zugänglich. Menschen mit Sehbehinderungen oder Screenreadern können mit einem großflächigen Bild ohne erklärenden Text wenig anfangen. Selbst wenn ein Alt-Text vorhanden ist, bleibt oft unklar, welche Funktion das Bild eigentlich hat.

Hinzu kommt: Wenn über dem Bild Text liegt – was bei Hero-Images oft der Fall ist – leidet häufig die Lesbarkeit. Der Kontrast ist nicht optimal, die Typografie wird unruhig, und der Text „versinkt“ förmlich im Bild.

Barrierefreies Webdesign sollte Inhalte so zugänglich wie möglich machen – und da sind große Hintergrundbilder eher hinderlich als hilfreich.

Was stattdessen?

Die Lösung ist kein kategorisches „Nein“ zu Bildern – sondern ein bewussterer Umgang mit ihnen. Denn natürlich dürfen Websites visuell ansprechend sein. Aber das geht auch mit weniger Bildfläche und mehr Inhalt.

Was wir empfehlen:

  • Starker Einstieg mit klarer Headline und Subline
    Die wichtigsten Infos gehören ganz nach oben – ohne Scrollen sichtbar.
  • Gezielter Einsatz kleinerer Bilder
    Statt einem großen Hero-Bild lieber kleinere visuelle Akzente, die den Inhalt unterstützen.
  • Optimierte Bildformate (z. B. WebP)
    Ladezeit reduzieren und gleichzeitig Qualität bewahren.
  • Mobile First denken
    Inhalte priorisieren, die auf kleinen Screens sofort relevant sind.
  • Text statt Platzhalter
    Was du sagen willst, sollte auch wirklich da stehen – nicht nur angedeutet werden.

Fazit: Mehr Klarheit, weniger Show

Das Hero-Image ist nicht grundsätzlich falsch – aber in vielen Fällen einfach nicht mehr zeitgemäß. Schnelligkeit, Relevanz, Zugänglichkeit und Struktur sind heute wichtiger als visuelle Wucht. Ein klarer Einstieg schlägt das stimmungsvolle Riesenbild in fast allen Disziplinen.

Und ja, wir nehmen uns selbst beim Wort: Auch bei unseren eigenen Projekten prüfen wir gerade kritisch, wo wir noch zu sehr auf Bilder setzen – und wie wir künftig mit weniger Bildfläche, aber mehr Inhalt gestalten können.